Anorexia Nervosa
Die Anorexia Nervosa, im Volksmund auch Magersucht genannt, beginnt häufig harmlos. Betroffene beginnen eine Diät, lassen Süßigkeiten, vegetarische oder vegane Ernährung oder vermehrten Sport zu sich. Hintergrund ist ein starkes Verlangen nach Gewichtsreduktion und eine verzerrte Körperwahrnehmung. Betroffene sehen sich selbst als zu dick an. Die sehr magere Statur galt viele Jahre als das prägnanteste Erkennungsmerkmal der Erkrankten, doch heute weiß man, dass das Gewichtskriterium nicht alleine ausschlaggebend ist. Dies wurde in den neuen Diagnoseleitlinien ICD-11 berücksichtigt.
Die neuen Diagnosekriterien für Anorexia Nervosa gemäß der ICD-11 sind:
- Signifikant niedriges Körpergewicht: Bei Erwachsenen ein Body-Mass-Index (BMI) unter 18,5 kg/m²; bei Kindern und Jugendlichen ein Gewicht unterhalb der 5. Altersperzentile. Ein rascher Gewichtsverlust kann den Richtwert für ein niedriges Körpergewicht ersetzen, sofern andere diagnostische Anforderungen erfüllt sind. Bei Kindern und Jugendlichen kann es statt einer Gewichtsabnahme dazu kommen, dass sie nicht so zunehmen, wie es aufgrund des individuellen Entwicklungsverlaufs zu erwarten wäre.
- Verhaltensweisen zur Gewichtskontrolle: Maßnahmen wie restriktives Essverhalten, selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln oder exzessives Sporttreiben, die eine Gewichtszunahme verhindern sollen.
- Gestörtes Körperbild: Eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers, bei der das Gewicht oder die Körperfigur übermäßig Einfluss auf die Selbstbewertung haben.
In den ICD-10 wird ein rascher Gewichtsverlust bei der atypischen Anorexia Nervosa klassifiziert. Hier ist zur Diagnosestellung auch eine endokrine Störung notwendig.
Ursachen
Die Ursachen von Anorexia Nervosa ist vielschichtig und multifaktoriell. Zu den am häufigsten genannten Risikofaktoren zählen:
- Psychologische Faktoren: Niedriges Selbstwertgefühl, Perfektionismus und emotionale Instabilität.
- Soziale Einflüsse: Gesellschaftlicher Druck, Schönheitsideale und familiäre Erwartungen.
- Biologische Faktoren: Genetische Prädispositionen und neurobiologische Veränderungen.
Behandlung
Die Therapie von Anorexia Nervosa erfordert einen integrativen Ansatz aus vielen Akteur*innen. Gängige Behandlungsbausteine sind:
- Medizinische Betreuung: Überwachung des körperlichen Gesundheitszustands und gegebenenfalls stationäre Behandlung.
- Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich als besonders wirksam erwiesen, um die zugrundeliegenden psychologischen Probleme zu adressieren.
- Ernährungsberatung: Unterstützung bei der Wiederherstellung eines gesunden Essverhaltens und der Normalisierung des Körpergewichts.
Die Kooperation und Zusammenarbeit der verschiedenen Akteur*innen ist dabei von entscheidender Bedeutung für den Behandlungserfolg, was insbesondere im ambulanten Rahmen eine große Herausforderung darstellt. Die Herausforderung besteht darin, Psychotherapeut*innen, Psychiater*innen, Ärzt*innen, Ernährungstherapeut*innen, Beratungspersonal o. Ä. im Stress des Alltags angemessen zu informieren und zu vernetzen.
In unserer Infothek finden Sie weitere Informationen zu dem Krankheitsbild, Handlungsempfehlungen und Diagnostik. Wenn Sie Hilfe und Unterstützung für die Therapie suchen finden Sie hierzu weitere Informationen und Anlaufstellen unter dem Reiter Vernetzung und Hilfe.
Quellen: (Zugriffsdatum 17.02.2025)
- Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS): www.dgess.de
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.drugcom.de
- Informationen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): www.dgppn.de
- Gelbe Liste-Pharmaindex: www.gelbe-liste.de
- ICD-11 Deutsch- Entwurfsfassung:www.bfarm.de