Essstörungen

Essstörungen bezeichnen ein stark eingeschränktes, kontrolliertes Essverhalten oder auch den Verlust der Kontrolle über das Essen und Essverhalten. Sie werden im Wesentlichen in folgende Krankheitsbilder unterteilt:

Sie sind psychosomatische Erkrankungen, die sich in der Regel im Kindes- und Jugendalter etablieren. Die Ursachen und Entstehungsbedingungen sind vielfältig und reichen von biologischen über gesellschaftliche und familiäre bis hin zu individuellen psychischen Faktoren. Mädchen und Frauen sind besonders häufig betroffen, aber auch Jungen und Männer erkranken an Essstörungen. Dabei gewinnt die Binge-Eating-Störung, von der nach bisherigen Forschungsergebnissen Jungen und Männer häufig betroffen sind, zunehmend an Bedeutung.

Die Zahlen der Essstörungsdiagnosen steigen seit der Corona-Pandemie. Bundesweit dürften etwa 50.000 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren an einer Essstörung erkrankt sein. Die Dunkelziffer ist hoch. [1] Essstörungen sind häufig nicht klar einer der drei Krankheitsbilder zuzuordnen, sondern eine Mischform dieser oder es geht von der einen in die andere über.

Die Erkrankungen belasten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen und Bezugspersonen sowie das soziale Umfeld. Ein gemeinsames Merkmal dieser Krankheitsbilder ist der chronische Verlauf mit einer fortschreitenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes. Bei der Anorexia Nervosa kommt es nicht selten zu lebensbedrohlichen Krisen. Sie gilt mit einer Sterberate von ca. 5-10 % als eine der tödlichsten psychischen Erkrankungen. 2017 starben 78 Menschen an den Folgen der Essstörung. 

Eine schnelle Diagnose und der frühzeitige Zugang zu geeigneten Hilfen sind daher von entscheidender Bedeutung für den Heilungserfolg.

Die Behandlung von Essstörungen basiert auf vier Säulen: [2]

  • Somatische Rehabilitation und Ernährungstherapie
  • Individuelle psychotherapeutische Behandlung
  • Einbeziehung der Familie/Angehörenden
  • Medikamentöse Therapie und Behandlung von Komorbiditäten

Wie die vier Säulen erschließen lassen, besteht die Therapie aus einem komplexen System aus vielen Akteur*innen. Die Kooperation und Zusammenarbeit dieser ist essentiell für den Behandlungserfolg. Dies stellt insbesondere im ambulanten Rahmen eine große Herausforderung dar, wobei die Betrachtung aller dieser Aspekte von entscheidender Bedeutung ist. Es ist eine Herausforderung, Psychotherapeut*innen, Psychiater*innen, Ärzt*innen, Ernährungstherapeut*innen, Beratungspersonal o. Ä. im Stress des Alltags angemessen zu informieren und zu vernetzen.

Weitere Informationen zu den einzelnen Krankheitsbildern finden Sie in der Rubrik Infothek. Wenn Sie Hilfe und Unterstützung für die Therapie suchen finden Sie hierzu weitere Informationen und Anlaufstellen unter dem Reiter Hilfe suchen.

 

Quelle: 

[1] www.aerzteblatt.de

[2] Herpertz-Dahlmann B., Hebebrand J., Remschmidt H: Essstörungen; Leitlinien zu Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindesund Jugendalter. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag 2003, 117–129